Cinque Terre



Boot fahren bei Regen hat etwas Schönes an sich. Es solle nicht sein. Boot fahren soll man bei schönem Wetter. Ich liebe es im Regen draussen zu sein, Lebendigkeit kommt auf, es hat mich nach Italien verschlagen, das Meer hat gerufen, es wollte noch einmal erbadet werden.

Auf dem Meer sein bedeutet immer auch entfernt sein, losgelöst, voller Möglichkeiten der Sehnsucht auf der Suche nach festem Land, Boden. Sie schreibe gerne, vor allem Komödien, weil das Leben so traurig ist. Ein 10 minütiges Stück sei sogar einmal aufgeführt worden. „Weniger als nichts!“ meint Stefania, Betreiberin einer kleinen Herberge zwischen La Spezia und Portovenere in der Bucht der Poeten. Was sie wirklich machen möchte, weiss sie nicht, schreiben tut sie vor allem in der Nacht mit Zigaretten. Vielen Zigaretten. Mit der Hand zeigt sie die ungefähre Grösse des Turmes an Stummeln, welcher dabei zusammen kommt. Zum Leben reichen sie nicht, ihre 4 kleinen Zimmer der Herberge. Gerne würde sie in der Schule unterrichten, doch das Gesetz wurde geändert und so geht das heute nicht mehr. Ein kleiner Job nebenbei hält sie über Wasser, im Winter haben sie geschlossen sagt sie und lacht. Lacht über das traurige Leben.



Das Ende, der Anfang, ein Vergleich, vergeblich sucht man ein Verhältnis zwischen Himmel und Erde, in der Ferne der Horizont. Das Einzige was uns bleibt ist die Zeit, als Einziges nicht zu steuern.

Ein jeder hält sich an seinem Stück festen Boden. Das Verständnis fehlt, Traurigkeit macht sich breit, enttäuscht von den Ferien, enttäuscht vom Leben auf der Suche nach dem Andern. Das Glück scheint immer gleich um die nächste Ecke, in der Hand des Andern. „Zuhause kann man sich noch auf etwas verlassen. Da geht man aus dem Haus und weiss das alles funktioniert. Hier funktioniert nichts, einfach nichts. So ein schönes Land, richtig schade.“ Meint die alte Deutsch Damen und regt sich über den pünktlich losfahrenden Busfahrer auf. Nur nach ihr, hätte er 5 Minuten früher losfahren müssen. Leise habe ich gehofft, dass er noch später losfährt, ein Klasse von Schülern ein Verzögerung erzwingt, Sintflutartige Wasserfälle die Strasse wegschwemmen, oder einfach nur das man ist. Sich selbst ist, nicht erwartet, nur ist.



Nein es regnet nicht, es schüttet, als ob Himmel und Meer eins sein möchten. Verbindung der Welten. Gerne würde ich auch über die Fische schreiben, doch ich verstehe sie nicht. Fische die sich küssen, vielleicht.


Ruedi Flück 2024 — Bern, Switzerland