Jugendlich - Analog



"Wie bringe ich das nun auf den PC?" fragte Silvan über meine analoge Fotografie von ihm und Daouda beim skaten. "Und wie mache ich das grösser? Ist ja voll verschissen wenn das Bild nur so ist".

Wir können es ihnen nicht vorwerfen, die heutigen Jugendlichen sind bereits mit Smartphones aufgewachsen. Teilen mit ihren Freunden dank Bildern was immer sie gerade tun. Bilder sind für sie ein Alltagsgegenstand. Dafür muss man nicht arbeiten, das kriegt man gratis dazu beim mobilen Telefon oder Laptop. Auch mein Ipad macht ja Bilder. Digitalkamera bedienen ist so oder so jedermanns Sache. Silvan wollte wissen, was denn in meiner Kamera sei. Ein Film erklärte ich ihm, da gibt es nur ein Bild. Ein Original welches, ich zwar vervielfältigen kann, aber ohne Computer. Ctrl + C funktioniert da nicht. Wie das dann aussehen sollte konnte er sich trotzdem nicht wirklich vorstellen und mit dem Sofortbild aus der Mittelformatkamera konnte er sowieso nichts anfangen. Da gab es ja nicht einmal mehr ein negativ, also ist vervielfältigen sogar unmöglich. Viel zu kompliziert und eingeschränkt.

Ich überlege mir, wie sehr die Digitaltechnick unseren Alltag revolutioniert hat. Bilder sind etwas alltägliches. Jeder kann sie machen. Jeder kann Momente festhalten. Es ist eine Krankheit des Menschen immer alles festhalten zu wollen. Selten zur Dokumentation, meistens nur um sein eigenes Glücksgefühl wieder hervorrufen zu können. Das Geburtstagsfest mit Grossmutter, der Alkoholexzesse mit seinen Freuden, der erste Flug nach Thailand zum surfen. Alles muss für immer bestehen, wieder abrufbar sein.

Die Welt verändert sich alltäglich, Leute sterben, werden geboren. Geschichten enden, werden vergessen. Morgen ist ein neuer Tag und doch will ich, dass er so ist, wie der Gestrige. Es soll sich nichts ändern. Nur ein bisschen vielleicht, damit es nicht langweilig wird.

Daouda fragte ganz einfach, "Kann ich das abfotografieren und als neues Facebook-Titelbild verwenden?" Aber klar doch! Wieso nicht. Ich freue mich über jeden der noch weiss wie damals Bilder gemacht wurden.



Ruedi Flück 2024 — Bern, Switzerland