Mark Wells 1943



Wir kamen uns schon ein wenig königlich vor, die zwei Einfahrten führten jeweils durch hochstämmige Baum-Alleen auf den Vorplatz des französischen Manoir in der Region Loir-et-Cher südlich von Paris. Der grosse Vorplatz und die Britische, Französische und Schweizer Fahne hiessen einen herzlich willkommen, jedoch passt alles nicht ganz ins 21-igste Jahrhundert mit den alten Militäruniformen, Anzügen, Abendkleidern und Armeefahrzeugen.

Mark Wells wurde 1943 geboren und feierte in seiner Residenz den 70igsten Geburtstag, zusammen mit Verwandten, Freunden und Bekannten. Nicht nur irgendwie, sondern alle Gäste mussten im Stile der 1940er Jahre angezogen erscheinen. Auf einem Trödelmarkt in der Nähe haben die Armee-Utensilien Sammler aus der Umgebung den Britten ein Jahr zuvor kennengelernt. Nun waren sie ebenfalls eingeladen und liessen uns die geschichtsträchtigen und authentischen Uniformen aus ihrem kleinen Museum ausleihen. Accessoires wie Fallschirme mit Behältern für Nachschub, Armee Jeep und diverse Waffen rundeten die Stimmung der 1943er Party ab.

Zum Anwesen gehören neben den drei Hauptgebäuden auch ein kleiner Wald und zwei Seen. Natürlich wird in diesem gefischt und im Herbst die jährliche Jagd auf Wildschweine, Fasane und Enten abgehalten. Die zwei Britischen Jagdhunde im Garten waren so aufgeregt, als ob es jetztgleich losgehen sollte. Passend zum Thema wurde der „Salle de Chasse“ mit Propaganda Plakaten aus dem Zweiten Weltkrieg dekoriert, doch der ländliche Charme des Saals liess sich nicht überdecken und der Feuergeruch aus dem rege gebrauchten Cheminée liess einen von herbstlichen kühlen Abenden nach der Jagd vor dem Feuer träumen.

Wir genossen die sommerlichen Tage jedoch am neuen Pool und spielten Billard. Frankreich gegen Grossbritannien und die Schweiz oder umgekehrt. Die Uniformen dienten nur noch der Dekoration und die einstigen Schmerzen an der Grenze zwischen der „Zone Librée“ und „Zone Occupée“, welche damals durch die Nachbarschaft verlief ist spätestens beim Steigenlassen der Seidenpapier-Heissluft-Ballone vergessen.

Auf nächstes Jahr freue ich mich ganz besonders, denn bereits erhielt ich eine Einladung, die erste Ausstellung in der neu entstehenden Galerie auf dem Anwesen abhalten zu dürfen. Vielen Dank Marie und Mark!



Ruedi Flück 2024 — Bern, Switzerland